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Mittwoch, 19 November 2014 16:26 geschrieben von 

Einmal Bayern und immer wieder

"Piiiiep Piiiieeep PIIIIIIIEEEEP" ... "Klaus, das ist deiner!!!" ... "Laber nicht das ist nicht meiner!!!" ...

Noch während ich wach werde und mir denke: "Scheiße ist das kalt", springt Paul schon aus dem Zelt. In meinen Schlafsack gemümmelt versuche ich mich schlaftrunken zu Recht zu finden... Was war passiert? Wo sind wir denn überhaupt? Nun gut fangen wir mal ganz von vorne an.

Es ist Anfang Oktober, die Tage werden kürzer und die Nächte kälter. Natürlich fiel Paul, Dominik und mir bei dieser Konstellation nichts Besseres ein, als zum Zelten an einen Fluss in Bayern zu fahren. Mittlerweile hatte ich nach meinem Unfall zwei durch vier Räder ersetzt, was sich gerade beim Angeln als durchaus praktisch erweisen kann - besonders wenn man die verrückten Karpfenangler mit an Bord hat. Mit zwei bis unters Dach beladenen Autos ging es von Tübingen aus in Richtung Bayern.

auto

Den Tipp für die Location bekam ich von einem befreundeten Ehepaar, welches dort seit Jahren ihren Angelurlaub verbringt (mit deren Bitte um Stillschweigen werde ich euch auch keine näheren Infos bezüglich Ort und Gewässer geben können). Nach mehrstündiger, monotoner Autobahnfahrt trafen wir in einem kleinen, urbayrischen Dörfchen ein. Enge Straßen zwischen alten aber gut gepflegten Häusern führten über eine nostalgisch anmutende Steinbrücke hin zum etwas außerhalb gelegenen Campingplatz. Der Campingplatz selbst war penibel gepflegt und auf den ersten Blick kaum besucht. Außer zwei Zelten und einem Wohnwagen war auf dem geräumigen Platz nichts zu sehen.

camping

Auf den zweiten Blick mussten wir jedoch mit Entsetzen feststellen, dass es sich bei den verbliebenen Campern um Anglergruppen handelte. So war unsere Vorfreude auf einen Schlag in eine Art Verzweiflung umgeschlagen, da die Kollegen das Wasser mit schweren Wallerruten abgespannt hatten. Uns blieb nur die Möglichkeit zwischen die Gruppen (was für uns ausgeschlossen war) oder ans unterste Ende des Platzes zu sitzen. Im Gespräch mit den Anglern wurde uns jedoch mitgeteilt, dass der unterste Platz bereits für eine weitere Gruppe Petrijünger reserviert war. Etwas verzweifelt wandten wir uns an den gastfreundlichen und zuvorkommenden Platzwart. Er war aufgrund seines ausgeprägten Dialekts nicht immer ganz einfach zu verstehen aber gestattete uns unter Vorbehalt auf dem reservierten Platz unser Zelt aufzustellen. Freudig nahmen wir dieses Angebot an, und während ich für Proviant sorgte, stellten Paul und Dominik das Zelt auf.

zeltfluss

Bevor es ans Fischen ging, unterhielten wir uns mit den Welsanglern, die mit hilfreichen Tipps uns Ortsfremden auf die Sprünge halfen. So wurden wir darüber aufgeklärt, dass die Fische am gegenüberliegenden Ufer ihre Kreise zogen, weshalb sie uns empfohlen auch auf Karpfen die Ruten abzuspannen. Ich für meinen Teil musste bei der Vorstellung die Karpfenruten abzuspannen schmunzeln, da das Gewässer kaum breiter als der Neckar war und ich die Strömung eher als gemäßigt einschätzte. Um es vorwegzunehmen: Wir spannten nach zwei Tagen unsere Ruten auch ab.
Es war spät geworden und so bauten die Fallensteller Paul und Dominik ihre Karpfenruten an diesem Abend noch nicht auf. Vielmehr zogen Paul und ich mit den Hechtruten los, um den zahlreich vertretenen Welsen nachzustellen. Wir fischten schon spät in der Dunkelheit, als ich einen brachialen Biss bekam, gefolgt von einer erschreckend harten Flucht. Bevor ich realisiert hatte was passiert, war der Spuk jedoch schon wieder vorbei. Aufgrund eines Materialfehlers (oder schlechter Knoten) war die Schnur kurz oberhalb des Stahlvorfachs gerissen. Was für ein krasser und zugleich ärgerlicher Start! Ich hatte noch nie einen Wels beim Spinnfischen am Band und jetzt gleich in der ersten Nacht? Mir war etwas mulmig im Magen bei dem Gedanken, dass es wohl der einzige Welsbiss der bevorstehenden Tour sein könnte. In dieser Nacht waren die Giganten sehr aktiv und durchbrachen mit lautem Schlagen immer wieder die Ruhe der Nacht - ans Band wollte jedoch trotzdem keiner mehr.
Nach einer nasskalten Nacht im Zelt wurden wir von Sonnenstrahlen aus dem Bett gekitzelt. Paul und ich machten uns auf den Weg ins Dorf um an einer großen Rausche unser Glück auf Räuber zu versuchen. Schnell wurde ich mit einem kleinen Crankbait fündig. Der erste "Räuber" der Tour hatte den schnell geführten Wobbler im Flachwasser kurz unter der Oberfläche geschnappt: Ein schön gezeichneter Dickkopf!

doebel

In den nächsten Stunden fischten wir jeden Spot der großen Rausche ab, die mit ihren vielen Störsteinen und verkeilten Ästen eher einem großen Forellenbach erinnerte als an einen langsamen Fluss. Es war eine sehr kurzweilige und spaßige Fischerei die trotz der starken Strömung keine Forellen, sondern toll gefärbte Barsche ans Band brachte. Am leichten Gerät eine faszinierende Mischung aus den zwei verschiedenen und doch ähnlichen Angeltechniken. Barsche sind und bleiben halt irgendwie meine Lieblinge.

barschbarsch2

Nachdem die Sonne uns ordentlich die Helme verbrannt hatte, wurde Rückzug angetreten und Dominik am Zelt Gesellschaft geleistet. Noch während die Carphunter ihre Spots ausloteten, näherte sich ein großer schwarzer SUV mit Wohnwagen im Schlepptau unserem Zelt. Nun wurde mir klar, wieso der Platzwart uns erlaubte den reservierten Platz zu becampen. Es waren Matze und Iris (das oben erwähnte Ehepaar), die für uns den Platz reserviert hatten und uns einen Überraschungsbesuch abstatteten. Sie hatten ihre Hunde dabei die uns zur Begrüßung einen prächtigen Haufen neben die Feuerstelle legten. Ausgleichender Gerechtigkeit wurde jedoch schnell Genüge getan, als der Wohnwagen mit einem Reifen durch besagtes Prachtstück rutsche ... lecker. Der Wohnwagen mit beheizbarem Vorzelt sollte sich für uns in den kommenden Tagen als Zufluchtsort zum Aufwärmen und trockenen Frühstücken/Abendessen herauskristallisieren (noch mal danke an Iris und Matze für eure Gastfreundlichkeit).

hund

Nachdem Paul und Dominik die Spots für ihre Köder gefunden hatten, wurde die Boilies mit einem kleinen Schlauchboot ausgebracht. Große Mengen an Treibgut führten jedoch bald zur Umstellung der Taktik. Gemäß der Empfehlung der einheimischen Angler lies Paul seiner Kreativität freien Lauf und spannte die Ruten mit einer Selfmade-Konstruktion über dem Gewässer ab. Während die Karpfenangler geduldig auf große Rüsselträger ausharrten, versuchte ich mein Glück beim Feedern auf die reichlich vertretenen Weißfische. Neben schönen Brassen konnte ich meine erste Rußnase zu einem kurzen Landgang überreden. Angespornt griff auch Dominik zur Feeder und spielte seine Erfahrung im Friedfischbereich voll aus.

brasse dome

Ein großes Lagerfeuer und leckerer Glühwein von Iris erlaubten es uns trotz eisiger Kälte bis spät in die Dunkelheit erfolgreich zu Feedern. Während Dominik und Paul ihre Ruten auf der gegenüberliegenden Seite abgespannt hatten, legte ich eine Rute mit Maiskette am eigenen Ufer aus und machte mich mit Funkbissanzeiger ins Bett (und so kommen wir auch zum Anfang dieses Berichts). Kaum eingeschlafen heulte der Bissanzeiger! Noch während ich versuchte richtig wach zu werden stürmte Paul aus dem Zelt in Richtung meiner Ruten. Ich mühte mich auf, kroch aus dem Zelt ins nasskalte Gras und stolperte in Richtung Ruten. Paul hatte die Rute zurück auf den Halter gelegt und kam mir grinsend mit den Worten: "Viel Spaß" entgegen. Bei der Angel angekommen war mir klar, wieso er lachte: Es dümpelte eine fette Brasse kieloben im Wasser, direkt unter meiner Rutenspitze. Laut fluchend und todmüde befreite ich den Fisch vom Haken, legte die Rute ans Ufer und verschwand wieder im Schlafsack. Zwar wurde ich in dieser Nacht nochmals vom kreischenden Bissanzeiger geweckt, wohl wissend dass meine Rute aus dem Wasser war, musste ich mich nicht aus dem warmen Schlafsack mühen.
Der nächste Morgen offenbarte mir die Gründe für meine nächtliche Unruhe. Dominik und Paul hatten jeweils einen bzw. zwei Vollruns bekommen und konnten drei tolle Rüssler landen. Dominiks Schuppi brachte es sogar auf 13 kg! Da strahlten die Augen der Fallensteller.

carp

dome carp

carp

Ich für meinen Teil machte mich zusammen mit Matze auf den Weg zur Rausche, an der ich tags zuvor mit Paul die Barsche überlisten konnte. Wieder konnten schnell die ersten kleinen Stachelträger zum Anbiss überredet werden. Als ich auf Gufi wechselte um eine tiefe, schnell fliesende Rinne abzufischen bekam ich einen tollen Biss. Die leichte Rute war direkt bis ins Handteil gekrümmt und ich hoffte auf den ersten kleinen Wels. Nach ein paar Minuten wilder Fluchten zeigte sich jedoch ein anderer Übeltäter an der Wasseroberfläche: Eine kräftige Barbe hatte sich den Köder vom Grund gelutscht.

barbe

Nach weiteren kleinen Barschen bei Matze und mir, wechselte ich zu einem größeren Gummi um etwas selektiver zu fischen. Hinter einem Brückenpfeiler entdeckte ich auf etwa 30 Meter Entfernung eine vielversprechende Kehrströmung. Diese wurde punktgenau angeworfen und mit einem massiven Biss in der ersten Absinkphase quittiert. Schnell war klar dass dieses Mal etwas Größeres angebissen hatte da ich mit der 13g Barschrute kaum Druck auf den Fisch ausüben konnte. Das Fluchtverhalten und die Kopfstöße waren mir nicht bekannt und so tippte ich auf meinen ersehnten ersten Wels an der Spinnrute. Ruhig lies ich dem Fisch Zeit müde zu werden, wodurch ich immer mehr Schnur zurück auf die Rolle bekam. Im relativ trüben Wasser konnte ich den Fisch erst wenige Meter vor mir erkennen und freute mich über einen strammen Wels, der sich jedoch noch nicht geschlagen gab. Aus Unachtsamkeit erlaubte ich dem Fisch sich in eine flache, stark strömende Rinne zu flüchten was mir die Schweißperlen auf die Stirn trieb. Ich hatte den Fisch schon fast als verloren geglaubt, als sich Matze tapfer in die Fluten stürzte und den Fisch gekonnt zur Landung im Maul packte. Jawohl mein erster richtiger Wels an der Spinnrute - und dann auch noch mit der Barschpeitsche am 21er FC Vorfach!!!

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Die 107 cm Catfishpower war für mich der perfekte Abschluss eines unvergesslichen Kurzurlaubs mit tollen Fängen und noch tolleren Impressionen. An dieser Stelle sei nochmals besonderer Dank an Matze und Iris für die Empfehlung des fabelhaften Fischgewässers, der gelungenen Überraschung eures Besuchs und die uneigennützige Gastfreundschaft die ihr uns geboten habt. Vielen Dank auch an unseren zuvorkommenden Platzwart, der uns fürs nächste Jahr schon eine Reservierung zugesagt hat. Wir kommen definitiv wieder!!!

In diesem Sinne ein kräftiges Petri Heil und einen fischreichen Start in die kommenden Wintermonate!

Euer Klaus

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